Update von Brigitte zur 2. MDS-Etappe über 41.3km.

 «Enshallah. 2. etappe geschafft, lief gut und besser als gestern, die dünen gestern haben mir die letzte kraft geraubt ... heute war flach, steinig. Man konnte laufen und nur wenig marschieren. Es ist ein rennen, wie ich es noch nie gemacht habe. Die bedingungen sind hart. Die hitze ist erträglich, aber man muss trinken, trinken und salz nehmen, sonst macht man rückwärts. Heute habe ich 2 riegel von meinem zeltgschpändli erhalten. Nicht vertragen, kamen wieder raus. Dann war gut. Morgen nur meinen casualfood. Ich habe simon gefunden, er läuft gleich wie ich und hat mir bei kilometer 30 ein haribo geschenkt, wahnsinn, enshallah. Meine füsse habe ich heute das erste mal dem arzt gezeigt. Sie sind eingebunden und ok. Der Rucksack ist verdammt schwer, man kommt kaum vorwärts. 

Danke für alle nachrichten. Sie haben mich alle zum weinen gebracht, und ich bin euch so dankbar ... morgen wird gut, jeder tag gewöhnt sich der körper mehr, der ist schlau ... es geht mir gut und ich kann lachen. Enshallah.»



Update von Brigitte zur 1. MDS-Etappe über 34km.

Brigitte hat die erste Etape geschafft. Lieben Dank, dass ihr mitgefiebert habt. Hier ein kurzes Update von ihr: 

«das war hart. die beine schwer. hoffe morgen besser. dünen verlangen einem den letzten saft aus den beinen. man sinkt ein und ich habe immer wieder versucht die ideallinie zu finden. füsse top. rücken trotz 10kg ok. kniesehne hm, naja... marco ist schon im zelt. die anderen nicht. lagere nun mal die haxen hoch und hoffe morgen weniger dünen. humor noch da und das zählt. das rennen trägt seinen namen richtig. toughest of the world.»

Leider hat heute das live tracking wegen des hohen Ansturms nicht richtig funktioniert. Beim Marathon des Sables arbeitet man unter Hochdruck dran. Wir hoffen, dass es morgen besser funktioniert.



Brigitte unplugged: Der steile Weg zum MARATHON DES SABLES

Brigitte mit ihren Trainingspartnern Bonnie, Clyde und Struppi

Vor 10 Jahren bin ich meinen ersten flachen Marathon gelaufen. Damals habe ich 4 x pro Woche ein Lauftraining absolviert, davon war eine der Einheiten ein 2-3 Stunden-Training. Schnell habe ich meine Leidenschaft fürs Laufen in den Bergen gefunden und meine Trainings in den Bergen durchgeführt.

Ich lernte das Boxen kennen, ein Training für den ganzen Körper, das eine gut ausgeprägte Oberkörpermuskulatur erfordert sowie Schnellkraft und spritzige Bewegungsabläufe.

Nach dem ersten Marathon setzte ich mir jährlich diverse Bergmarathonziele. Darauf folgte der erste Ultramarathon vor 7 Jahren. Mit den Ultras habe ich meine Trainings angepasst: 6 x Laufen pro Woche mit einer langen Laufeinheit. Nur Laufen wirkte sich mit der Zeit schlecht auf meine Hüftknochen aus. Ich merkte, dass ich alternative Trainingseinheiten einbauen musste und begann mit dem Rennradfahren und dem Schwimmen. Ebenfalls lernte ich das Boxtraining kennen, ein Training für den ganzen Körper, das eine gut ausgeprägte Oberkörpermuskulatur erfordert sowie Schnellkraft und spritzige Bewegungsabläufe.

Sport ist und bleibt auch mit höher angesetzten Zielen mein Hobby.

Sport ist und bleibt auch mit höher angesetzten Zielen mein Hobby. Ich laufe für mein Leben gerne mit meinen drei Hunden durch die Natur und geniesse die Einsamkeit der Berge, liebe das Wechseln der Jahreszeiten und der Witterungen. Pulsuhren, fixe Trainings- und Essensplänebedeuten für mich Stress und ein Aufgeben meiner Freiheiten für Trainings nach Lust und Situation, auch wenn sie zum Vorteil hätten, effektiver zu trainieren und Zeiten zu verbessern.

Als meine Tochter noch klein war, trug ich sie stundenlang auf dem Rücken durch die Berge. Als sie grösser wurde, joggte ich mit ihr im Kinderwagen.

Ich passe mein Training meiner Tochter, meiner 60%-Stelle und meinen Hunden an. Als meine Tochter noch klein war, trug ich sie stundenlang auf dem Rücken durch die Berge. Als sie grösser wurde, joggte ich mit ihr im Kinderwagen. Noch später nahm ich sie im Joggingwagen mit und spannte meine Hunde an. Jetzt, wo sie im Kindergarten ist, plane ich meine Lauftrainings am Morgen ein. Hat sie Schwimmkurs, schwimme ich gleichzeitig meine Runden, und wenn wir im Sommer ins Schwimmbad gehen, radle ich mit ihr im Anhänger zum Bad und zurück. An den Arbeitstagen fahre ich mit dem Rennrad zur Arbeit und zurück oder hänge noch ein Boxtraining an. So ergeben sich pro Woche folgende Trainingseinheiten: an 4 Tagen 2 Trainingseinheiten pro Tag  (Bsp. Joggen und Schwimmen oder 2x Rennrad oder Joggen und Boxen), an 2 Tagen 1 Trainingseinheit pro Tag und an einem Tag ist Ruhe angesagt. Ruhe heisst ein langer Spaziergang mit meinen Hunden.

Ich habe in Fuerteventura in den Sanddünen trainiert. Zudem lehren mich strenge Tage, auch bei Müdigkeit zu funktionieren.

Für den MDS habe ich nebst dem oben genannten Konditionstraining die Rumpfmuskulatur mit Kraftübungen auf den Rucksack vorbereitet. Ausserdem habe ich 1-2 x pro Jahr in Fuerteventura in den Sanddünen trainiert.

Als sehr wichtig erachte ich auch das mentale Training. Oft komme ich nach einem strengen Arbeit- und Sporttag nach Hause, dann steht Nachtessen zubereiten an, ev. noch ein Hundespaziergang oder das Ausmisten des Hühner- und Hasenstalls. Das sind Situationen, die mich lehren, auch bei Müdigkeit zu funktionieren. Auf den MDS bezogen heisst das: Beim Biwak anzukommen, Feuer zu machen, meine Mahlzeiten zu kochen, zu essen und dann erst zu ruhen.

Go for it!



Gemeinsam mehr bewegen: 250 Kilometer durch die Sahara für die Schulbildung von 428 benachteiligten Kindern in Nepal

Neues Ziel, neue Hoffnung: Unter diesem Motto hat sich RUN FOR HOPE 2016 ein neues Spendenziel gesetzt – und dafür einen Lauf mit Weltformat gewählt. Mit einer Spendenaktion beim MARATHON DES SABLES soll die «Teresa Academy», eine Schule für benachteiligte Kinder in Kathmandu, unterstützt werden. Im Herbst reist Brigitte nach Nepal, um die Ausbildungsstätte persönlich zu besichtigen und Familie Gurung zu treffen.

Seit rund einem Jahr besuchen Alisma und Abin Gurung den Schulunterricht. Die Ausbildung der beiden Kinder ist dank der Unterstützung von RUN FOR HOPE bis auf weiteres gesichert. «Mit RUN FOR HOPE haben wir die Power, Hoffnungen zu erfüllen und Leben zu verbessern», sagt Brigitte Daxelhoffer. «Diese Power wollen wir jetzt nutzen, um gemeinsam mehr zu bewegen.»

Alisma besucht die Little Angels' School

Abin geht in die Udhyan Vorschule

Mit RUN FOR HOPE haben wir die Power, Hoffnungen zu erfüllen und Leben zu verbessern.
— Brigitte Daxelhoffer

Nach den verheerenden Erdbeben und der Grenzblockade nach Indien ist die Lage in Nepal äusserst kritisch. «Dennoch geht das Land im Weltgeschehen unter, und die Menschen dort beklagen sich nicht», meint Brigitte. Umso stärker ist der Antrieb von RUN FOR HOPE, seinen Wirkungskreis zu erweitern und vor Ort Hilfe zu leisten.

Die Teresa Academy in Kathmandu

Teresa Academy:
Start in ein selbstbestimmtes Leben

Auf der Suche nach einem neuen konkreten Spendenziel ist RUN FOR HOPE auf die «Teresa Academy» in Kathmandu gestossen. Die Schule ist Teil des Projekts «Maiti Nepal», das gegen die Verschleppung und Zwangsprostitution von Frauen und Kindern kämpft – ein Problem, das sich auf Grund der aktuellen Lage in Nepal noch verschärft hat.

Kinder an der Teresa Academy: Opfer von Menschenhandel, Waisen oder aus ärmsten Verhältnissen

Die 428 Kinder, welche derzeit an der Schule unterrichtet werden, sind Opfer von Menschenhandel, Waisen oder stammen aus ärmsten Verhältnissen. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf die Bildung von Mädchen gelegt. «Die Teresa Academy ist hoffentlich der Startpunkt in ein selbstbestimmtes Leben und passt deshalb sehr gut zu RUN FOR HOPE», erklärt Brigitte. Die Spenden sollen für den Unterhalt der Schule verwendet werden und somit allen Kindern zu Gute kommen.

Die Teresa Academy ist hoffentlich der Startpunkt in ein selbstbestimmtes Leben und passt deshalb sehr gut zu RUN FOR HOPE.
— Brigitte Daxelhoffer

Spektakuläre Kulisse: Marathon Des Sables

Höchste Strapazen:
250 Kilometer im Sand

Auch bei der Wahl des diesjährigen Spendenlaufs hat RUN FOR HOPE seine Grenzen neu definiert. Der MARATHON DES SABLES, der am 8. April in Marokko startet, gilt als eines der härtesten Rennen weltweit. Die noch geheime Strecke führt in mehreren Etappen insgesamt 250 Kilometer durch die Sahara. Dabei sind die Teilnehmer ganz auf sich gestellt, Begleiter sind keine erlaubt.

«Die Selbstversorgung ist neu für mich und stellt mich vor eine grosse Herausforderung», sagt Brigitte. «Rund 15 Kilo Gepäck gilt es zu schleppen und Temperaturunterschiede von 30 Grad meistern. «Auch meine Füsse dürften durch den Sand wiederum auf eine harte Probe gestellt werden», befürchtet sie. Von den insgesamt 1’196 Teilnehmern sind lediglich 194 Frauen am Start.

Die Selbstversorgung ist neu für mich und stellt mich vor eine grosse Herausforderung.
— Brigitte Daxelhoffer

Jetzt spenden und Teil des Abenteuers werden
RUN FOR HOPE nimmt ab sofort Laufspenden entgegen. Die möglichen Spendenbeträge liegen wahlweise wiederum bei 10, 20 oder 30 Rappen pro Kilometer. Schafft Brigitte die ganze Strecke, beträgt die Spende maximal 25, 50 oder 75 Franken. Auch Sofortspenden sind möglich. Jeder Franken geht zu 100 Prozent an die Teresa Academy. Das Abenteuer von Brigitte dokumentieren wir ab 7. April auf dieser Webseite und auf www.facebook.com/etwasbewegen.

Neu im Kernteam von RUN FOR HOPE: Karin Hubl, Coach von Brigitte

Im Herbst dieses Jahres reist Brigitte wiederum nach Nepal. In Kathmandu wird sie sich persönlich ein Bild der Teresa Academy machen und die Familie von Ash Gurung besuchen. Auch ein sportliches Highlight steht bevor: Brigitte absolviert den Annapurna 100, den bekanntesten Ultra Trail Nepals. Begleitet wird sie von ihrem Coach Karin Hubl, die seit dem Swiss Irontrail 2015 im Kernteam von RUN FOR HOPE mitwirkt.



55 Stunden und 40 Minuten unterwegs - der Erlebnisbericht von Brigitte

Brigitte nimmt euch mit auf den Lauf, der von körperlichen und psychischen Höhen und Tiefen geprägt war und dessen Ziel nicht in Davos, sondern in Nepal bei Abin Gurung liegt.

«Letztes Jahr, als ich meine ersten 100 Kilometer gelaufen bin, wusste ich bald: Es könnten noch mehr sein. Dieses Ziel zu erreichen, hat mich ein Jahr lang begleitet, ebenso die Angst vor dem grossen Tag, Respekt vor der Natur und dem eigenen Körper.

Dann fällt der Startschuss: Für mehr als 55 Stunden habe ich mich auf den Weg in die Berge gemacht - ein körperlich und geistig steiniger Weg mit riesigen Höhen und Tiefen. Die Strategie war, Etappe um Etappe zu absolvieren und Karin, meine super Betreuerin, zu erreichen, 2 mal 40 Minuten zu schlafen, viel zu essen (nur natürliche Produkte wegen Magenverträglichkeit), gut zu trinken, geduldig zu sein und in Krisen die Nerven nicht zu verlieren.

«Für mehr als 55 Stunden habe ich mich auf den Weg in die Berge gemacht - ein körperlich und geistig steiniger Weg mit riesigen Höhen und Tiefen.»
 

Tag 1 - Glück und Frieden
Es ist heiss - für mich gute Bedingungen. Karin zwingt mich zum essen und trinken, Etappe um Etappe. Es läuft easy. Der Abend bricht an, Murmeltiere kommen aus ihren Höhlen, Einsamkeit, die Geräusche der Natur - reines Glück und Frieden macht sich im Körper breit. 

Nacht 1 - kurzer Besuch im Traumland
Wie erwartet hart - das Laufen mit Stirnlampe macht mir Mühe, trotz Scheinwerferlicht. Übelkeit überfällt mich. Dafür bleibt kein Platz für Müdigkeit. Mein Ziel war, bis 5 Uhr morgens zu laufen und dann endlich zu schlafen. 

Zum Glück kann ich mich nach längerem alleine Laufen für ca. 2 Stunden Martin Hochuli anhängen - Ablenkung ist das Beste! Danke Martin! Um 5 Uhr erreiche ich Karin - sie empfängt mich voller Freude, das tut gut. Sie verpflegt mich, organisiert mir eine Liege und lässt mich 40 Minuten schlafen. 1 Minute in Querlage falle ich ins Traumland. Karin weckt mich und ich könnte sie verfluchen dafür ;-) Sie bringt Kaffee, trichtert mir ein, wieviele Steigungen ich überwinden muss, lädt meine psychischen und physischen Akkus auf und schickt mich weiter. Ich gehorche. 

«1 Minute in Querlage falle ich ins Traumland. Karin weckt mich und ich könnte sie verfluchen dafür ;-)»
 

Tag 2 - Höhen und Tiefen
Ich nehme die nächste Steigung in Angriff. Steigungen liegen mir, der Körper kommt in Fahrt, Frieden und Ruhe breitet sich aus. Ich geniesse die Einsamkeit - weit und breit kein Läufer. Die Landschaft ist wunderschön, erinnert mich an unsere Familienwanderungen als Kind in Mürren. Ich bin glücklich, die Batterien sind aufgefüllt und ich weiss: Nur noch den Tag überstehen und noch eine einzige Nacht! Karin wartet in Bivio. Ich freue mich wahnsinnig, sie zu sehen. Sie ist die Ruhe selbst, strahlt seit Donnerstag morgen, scheint wach und liest mir jeden Wunsch von den Augen ab: Zahnpaste und Früchte! Merci Hubelti!! Sie trichtert mir die obligate Hügelkarte ein: Zwei Berge, dann langer Abstieg. Gewitter möglich.

«Steigungen liegen mir, der Körper kommt in Fahrt, Frieden und Ruhe breitet sich aus.»
 

Steine und Unwetter
Ich laufe mit Dominiek los. Ich übernehme den Lead bergauf - er ist stärker bergab und ich bin froh, mich bergab auf seine roten Schuhe konzentrieren zu können, statt auf meine schmerzenden Füsse. Ich habe die Steine aus den Schuhen entfernt, habe aber das Gefühl, dass sie immer noch im Schuh sind. Das Gewitter kommt. Wir sind auf dem 1. Gipfel - Dominiek und ich sitzen hinter einen Stein - das Gewitter zieht vorbei, der Regen und die Kälte bleiben. Ich möchte am liebsten beim Stein sitzenbleiben, weiss aber, es ist zu kalt und nass. Wir laufen weiter. Endlich erreichen wir den zweiten Berg. Ich habe mein erstes Riesentief. Ich merke, dass ich nicht hinunterrennen kann wegen den Füssen. Ich lasse Dominiek ziehen. Seine rote Jacke wird immer kleiner und kleiner, und dann bin ich alleine ...

«Ich habe die Steine aus den Schuhen entfernt, habe aber das Gefühl, dass sie immer noch im Schuh sind.»
 

Die grosse Krise
Schmerzen, Kälte, nass bis auf die Haut. Ich beschliesse, meine Wärmedecke um mich zu wickeln und langsam herunterzugehen. Jeder Schritt schmerzt, ich fluche, niemand weit und breit. Ich sehe meinen verstorbenen Hund vor mir - er läuft und läuft und zieht mich weiter und weiter. Das Hirn läuft auf Sparflamme - die Energie geht direkt in die Beine. Wie immer ist der nächste Posten nicht am Anfang des Dorfes, sondern am Ende und ich muss mich zusammennehmen, dass ich die Nerven bewahre und die Tränen herunterschlucke.

«Jeder Schritt schmerzt, ich fluche, niemand weit und breit.»
 

Im Dorf der besten Samariter
Dann steht sie da: Karin - den Menschen, den ich am liebsten sehen wollte! Und meine Schwester Susanne! Juhuuu! Savonin heisst das Dorf - das Dorf der besten Samariter und Ärzte! Ich muss die Schuhe wechseln - sie sind nass - ich ziehe die Socken aus - Roland schaut meine Füsse an und merkt sich meine Startnummer - er wettet, dass ich nicht ins Ziel komme - ich denke: Dir zeig ich's ;-). Die Sanitäterinnen sind super - sie föhnen meine Füsse, nehmen Hautfetzen weg, tapen, polstern die entzündeten Stellen und lassen die Steine unter der Haut bleiben - mit offener Fusssohle könnte ich nicht gehen. Ich verspreche ihnen, am Sonntag zum Arzt zu gehen und verlasse den heimeligen Posten nach zwei Teller Pasta. 

«Er wettet, dass ich nicht ins Ziel komme - ich denke: Dir zeig ich’s ;-)»
 

Nacht 2 - Halluzinationen und wieder Kartoffeln
Der Aufstieg ist friedlich - ich finde die Ruhe und den Frieden, ich weiss, es kommt gut - nur noch eine Nacht. Ich beschliesse, die Nacht mit Dominiek durchzulaufen. Ich übernehme den Lead berhoch, er bergab. Wir laufen wie ein Team, das seit Jahren zusammen läuft. Die kleinen Krisen eines jeden können vom anderen abgefangen werden. Wir reden, lachen und halluzinieren. Mal sieht man einen Helfer, wo keiner ist, Ziegen oder Roboter ... wir sind übermüdet. Es läuft gut - wir sind schneller als geplant in Lenzerheide. Uns geht's gut. Endlich der zweite geplante Schlaf: 40 Minuten. Dann Kaffee, Kartoffeln und weiter.

«Wir reden, lachen und halluzinieren. Mal sieht man einen Helfer, wo keiner ist, Ziegen oder Roboter ... wir sind übermüdet.»


The horse
Ich laufe weiter mit Dominiek. Weit und breit kein anderer Läufer. Mir wird übel wegen des Schweinwerferlichts. Dann kommt langsam die Sonne hervor - wir überwinden Berg um Berg. Ich komme in Fahrt - fühle mich gut und zuversichtlich. Wir treffen einen Läufer, den wir "Horse" nennen. Er schnaubt wie ein Pferd und hat einen polterigen Gang. Er verwechselt Arosa mit Davos - meint, das Weisshorn wäre Arosa. Ojeee ...

Dann kommt langsam die Sonne hervor - wir überwinden Berg um Berg. Ich komme in Fahrt - fühle mich gut und zuversichtlich.
 

Tag 3 - Endspurt am Limit
Ich weiss, der Lauf ist bald durch. Arosa: Karin, meine allerbeste Karin!!! Früchte, Halstabletten, Pasta - Instruktion: 2 Steigungen. Wir gehen los. Letzte Etappe - easy also. Ich beschleunige - es sind ja nur 10 Kilometer. Ich treibe Dominiek an - er hat Schmerzen. Es kommt anders: Wir meinen, die Steigungen hinter uns gebracht zu haben - dem ist nicht so - sie kommt erst, die riesige Steigung! Ich verliere die Nerven - Läufer, die kürzere Läufe absolvieren, überholen uns mit hohem Tempo. Ich fühle mich träge, langsam, weine, fluche. Die Füsse schmerzen grauenhaft. Dominiek bleibt ruhig - er reisst mich den Berg hoch.

«Ich fühle mich träge, langsam, weine, fluche. Die Füsse schmerzen grauenhaft. Dominiek bleibt ruhig - er reisst mich den Berg hoch.»
 

Wespenschwarm
Ich sehe endlich Davos - muss weinen und weiss, es geht nun 1,5 Stunden in den Abstieg. Läufer preschen an uns vorbei. Ich könnte jeden anschreien. Die Nerven sind blank. So lange läuft man friedlich in Einklang mit der Natur, und plötzlich fühlt man sich wie in einem Wespenschwarm. Ich war nicht darauf vorbereitet. Endlich: 1 Kilometer vor dem Ziel! Wir beschleunigen, ich schreie vor Glück, Anspannung und Müdigkeit! Die rote Matte, Karin, Susanne, Werner ... ein Sandwich, Cola, liebe Zuschauer ... 

«Endlich: 1 Kilometer vor dem Ziel! Wir beschleunigen, ich schreie vor Glück, Anspannung und Müdigkeit!»

Der Tag danach
Ich war beim Bergdoktor. Der Stein ist herausoperiert, die Zehen sind verarztet und verbunden. Es war ein unglaubliches Abenteuer. Ohne Karin hätte ich es nicht geschafft, sie hat nur doppelt so viel geschlafen wie ich - der mentale Etappenplan war super. 

Die lieben Wünsche über Facebook von Freunden und Bekannten haben mich angespornt, mir Mut gegeben und die Kraft, vorwärts zu gehen. Ihr seit alle fantastisch!!! Danke von Herzen!

 Susanne und Werner an diversen Posten und am Ziel waren Gold wert - es geht nichts über Schwesterliebe! Die Samariterinnen verdienen grosses Lob - übrigens auch vom Bergdoktor ;-)».

«Wir haben als Team Riesiges geleistet - Abin wird es uns danken!»
— Brigitte Daxelhoffer